Wir als strukturstarker Kiez rund um die Rigaer können so weiter machen wie bisher, keine Ahnung wie lang noch – oder einen richtungsweisenden Schritt gehen und das unmögliche probieren.
In den letzten Wochen ist es ruhig geworden in der berüchtigsten Straße Berlins, dem Kilometer Anarchie, der Rigaer Straße im Friedrichshainer Nordkiez. Nachdem die Mobilisierung für etwaige Räumungen ordentlich angezogen hat, wandte sich die Öffentlichkeit plötzlich von uns ab und der Kotti wurde zum gefährlichsten Ort aller Zeiten. Zeitgleich endete (vorerst) die Ära „Gefahrengebiet“ und die Masse der Bullen verschwand. Viele, wenn nicht alle, atmeten befreit auf, und widmeten sich angenehmen oder alltäglichen Dingen.
Nach dieser entspannenden Zeit werden die Rufe nach neuen Ideen lauter. Den Fakt, dass wir das Gefahrengebiet besiegt haben, können wir nicht als Sieg verbuchen, sondern als gewonnene Schlacht im revolutionären Kampf, dessen Teil wir als rebellischer Kiez sein müssen. Denn wir wollen nicht die erhöhte Polizeipräsenz anprangern und uns dann zufrieden geben, wenn sie sich wieder beim gewohnten Maß einpendelt. Die Polizei kam, um sich zwischen die Fronten des Kampfes gegen Gentrifizierung zu stellen. Jetzt müssen wir genau dort weitermachen, wo wir stehen geblieben sind. Mit all der frischen Energie und den neuen und starken Connections, mit denen wir der Invasion getrotzt haben.
Eine der wesentlichen Lektionen aus dem Gefahrengebiet ist diese: ein Kiez, der ein Ziel hat, ist ein starker Kiez. Abstrakte Analysen und Forderungen mögen ihre Berechtigung haben, reichen aber nicht aus. Der Kampf gegen Gentrifizierung und Umstrukturierung muss praktisch sein!
Was also kann uns helfen gegen den Raubbau an unserem Lebensraum, an unseren Wohnungen und unserer Freiheit? Die Verteuerung scheint beinahe unaufhaltsam. Der Profit durch Neubauten und Luxussanierungen übersteigt bei weitem die Angst sogar vor unserer gefährlichen Straße. Wenn wir mehr erreichen wollen als ein bisschen Presseaufmerksamkeit, dann müssen wir weg von der
Rhetorik und Symbolik der linken Szene. Wir müssen zeigen, dass wir es ernst meinen; an erster Stelle uns selbst beweisen, dass wir in der Lage sind, zu handeln. Wir schlagen deshalb ein Ziel vor:
„Neubau-Stopp in der Rigaer Straße!“
Wir geben diese Parole aus, in der Hoffnung, dass sie auf Ressonanz stößt und sich mit Inhalt füllen wird. Gemeinsam müssen wir verhindern, dass sich Desaster, wie die weißen Luxusriesen auf dem Bambiland, wiederholen. Denn ähnliches bahnt sich gerade auf der Brache zwischen Samariter Straße und Voigtstraße, gegenüber von LIDL an. Dort soll demnächst mit dem Bau eines Gebäudekomplexes begonnen werden, der auf Kosten der hier Lebenden die Geldbeutel von Investor_innen füllen soll und zudem das Preisniveau der gesamten Gegend noch weiter nach oben treiben würde.
Der konkrete Vorschlag an die gesamte Rigaer, den Nordkiez und Alle, die sich uns verbunden fühlen, lautet: wir verhindern den Neubau gegenüber LIDL. Denn Neubauten werden in der ganzen Stadt als das erkannt, was sie sind: Botschafter der nächsten Mieterhöhung.
Was können wir alle tun?
– darüber diskutieren, ob die Idee gut ist
– überlegen, was wir alleine oder gemeinsam für diese Idee tun können und Pläne schmieden
– Pläne umsetzen
Zu überlegen wäre, wie Druck auf die Investor_innen ausgeübt werden kann, dass diese abbrechen. Wie kann eine Baustelle blockiert und verhindert werden? Wie gewinnen wir die Menschen für diesen Plan, denen die Hoffnung fehlt, etwas ausrichten zu können?
Auf in eine neue Runde!